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Unser Kirchenblatt
Im Kirchenblatt der römisch-katholischen Pfarreien im Kanton Solothurn können Sie aktuelle Informationen zu Gottesdiensten und Veranstaltungen, Impulse und Gedanken nachlesen.
Leitartikel vom 8. September bis 21. September
Nur ein Traum kann die Zukunft gestalten
Die Idee, eine Markthalle zu bauen, entstand in Kapstadt. Der Versicherungsagent und Galerist Herbert Lindemann fragte seinen Reisebegleiter Otto Bernhardsgrütter: «Otto, warum haben wir in der Schweiz keine Markthalle?» Der antwortete: «Weil du noch keine gebaut hast.» Damit war die Idee geboren. Herbert Lindemann begann zu träumen. Er träumte von der ersten Markthalle in der Schweiz. Noch in Afrika fertigte er eine Zeichnung an: 50 Meter lang, 20 Meter breit, mit vier Türmen. Bauern und Kunstschaffende sollten Stände mieten können. Darüber hinaus sollte es Platz für ein Ladenlokal mit einer Imbiss-Stube und eine Wohnung haben.
Nach einem Zeitungsartikel über das geplante Gebäude mit den vier Türmen kam der Wiener Künstler und Architekt Friedensreich Hundertwasser (1928–2000) ins Spiel. Er überarbeitete den Entwurf: Die Türme blieben. Die Ecken und Kanten verschwanden. Es entstand ein Gebäude wie ein Märchenschloss mit goldenen Zwiebeltürmen, ungleichen Fenstern, bunten Keramiksäulen und einer noch nie da gewesenen Flaschenwand. Der Boden war uneben, die Lampen kreuz und quer an der Decke verteilt, das Flachdach begrünt. Selbst die welligen Fussgängerstreifen trugen die Handschrift des Meisters.
Herbert Lindemann entschied sich, das «Märchenschloss» von Friedensreich Hundertwasser zu bauen. Für die Einhaltung des künstlerischen Konzepts sorgte der Wiener Architekt Peter Pelikan. Die Bauzeit dauerte mehrere Jahre. Bis zur Fertigstellung galt es viele Hürden zu nehmen: bautechnische wie finanzielle. Herbert Lindemann ordnete alles seiner Markthalle unter. Doch ohne das Sponsoring von Firmen, die Fronarbeit von Handwerkern und die Mithilfe unzähliger Freiwilliger hätte das grandiose Kunstwerk nie gebaut werden können.
Eröffnet wurde die farbenfrohe Markthalle schliesslich am 22. März 2002. Der «Meister» erlebte diesen Augenblick nicht mehr. Friedensreich Hundertwasser starb bereits am 19. Februar 2000 in Neuseeland. Sein Altenrheiner Kunstwerk aber fasziniert bis heute. Auf der Günsberger Ministrantenreise vom
17. August 2024 entdeckte ich im Shop eine Hundertwasser-Karte. Darauf stand: «Schönheit ist ein Allheilmittel». Wie wahr! Auch in der Feier unserer Gottesdienste! – Bleiben wir darum dran: Lieben wir das Schöne! Leben wir unseren Traum! – Denn Gott selbst ist schön!
Bernadette Häfliger, Pfarreiseelsorgerin