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Unser Kirchenblatt

Im Kirchenblatt der römisch-katholischen Pfarreien im Kanton Solothurn können Sie aktuelle Informationen zu Gottesdiensten und Veranstaltungen, Impulse und Gedanken nachlesen.

Leitartikel vom 29. Januar bis 25. Februar
Ich bin für eine Kirche, die «validiert», nicht «entwertet»!
Im Februar 2020 habe ich im Kardinal König Haus in Wien eine Einführung in
die Validation nach Naomi Feil besucht. Der Begriff «Validation» hat seinen Ursprung im englischen «valide» (gültig). «Validieren» meint: etwas oder jemand für gültig erklären.
Fachlich betrachtet ist die Validation eine Methode der Kommunikation im Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Sie lehrt uns, einfühlsam in eine uns fremde Welt einzutauchen und die Sichtweise des Gegenübers, auch wenn sie sich nicht mit unserer deckt, 100%-ig ernst zu nehmen. Jede Form der Widerrede, des In-Frage-Stellens, des Sich-lustig-Machens, der Besserwisserei, des Zweifels und der Korrektur hat im Rahmen der Validation nichts verloren. Im Gegenteil: Es geht darum die Worte und Bedürfnisse der anderen Person zu «retten». Dies gelingt durch gezieltes Nachfragen und den ehrlichen Wunsch, die Gefühlswelt seines Gegenübers im jeweiligen Augenblick und im Kontext seines Lebens zu begreifen.
Wer privat demente Menschen begleitet, oder ihnen in der Pflege bzw. der Seelsorge begegnet, realisiert schnell einmal, wie wertvoll die Methode der «Validation» ist. Denn wer Akzeptanz erfährt, sich geliebt und angenommen weiss, kann besser mit seinen Gefühlen umgehen. In der Folge baut er Stress ab, gewinnt an Selbstvertrauen, nimmt wieder mehr am Leben Teil und findet (für kurz oder lang) seinen Frieden.
Von daher drängt sich die Frage auf: «Warum weiten wir den Begriff der Validation nicht leicht angepasst auf andere Bereiche aus? – Und erklären im Gespräch unsere Partner, Kinder, Geschwister, Arbeitskollegen «für gültig»? – Das Gegenteil passiert ja oft genug: dass wir Menschen, die nicht ganz unserer Norm entsprechen, in Frage stellen und «entwerten».
Wie nahe die beiden Verhaltensweisen im Alltag oft sind, zeigt das obige Bild:
Während die einen ihre Fahrkarte «entwerten», erklären die anderen ihr Ticket «für gültig».
Ich bin für eine Kirche, die «validiert», und damit die Menschen ins rechte Licht rückt, ins Licht des dreieinigen Gottes, der in sich selbst lebendige Beziehung ist.
Bernadette Häfliger, Pfarreiseelsorgerin