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Unser Kirchenblatt

Im Kirchenblatt der römisch-katholischen Pfarreien im Kanton Solothurn können Sie aktuelle Informationen zu Gottesdiensten und Veranstaltungen, Impulse und Gedanken nachlesen.

Leitartikel vom 26. März bis 8. April
Geborgenheit
Der erste Kaffee weckt anders, schmeckt besser, ist geteilt vielfältiger
und breitet sich liebevoller aus im Raum, im Körper und in der Seele.
Alle Sinne sind da anders mit dabei, wenn ich mich geborgen fühle bei
geliebten Menschen in einer bekannten Umgebung.
Das Kind braucht Geborgenheit bei seinen Eltern. Sein Selbstbewusstsein
und sein Weltbezug wachsen durch die gegebene Heimat in der
Familie. Wir bleiben angewiesen in unseren Freundschaften und in
unseren Liebesbeziehungen auf das kindliche Naheseindürfen, die
Kuscheleinheiten, das Hineintauchendürfen in alte Geschichten und
Nachholbedürfnisse, die wir oft kaum kennen, gar nicht erahnen.
Die erfahrene Geborgenheit ermöglicht Freiheit. Da empfinde ich die
Berührung des anderen als Wohltat, als Streicheleinheiten, die ich so
sehr verdiene. Die Augen, denen ich vertrauen kann, die Anweisungen,
die mir wohlgesinnt sind, das erleichtert so vieles. Zusammen sind wir
ein Team, das aushilft, das da ist, mitträgt. Ich darf all die Fragen
stellen, die peinlich sind, die mich als Anfänger auszeichnen und die
schon längst klar sein müssten.
Geborgenheit ist Frucht einer langen, langsamen Annäherung. In vielen
Begegnungen und Kompromissen, im gegenseitigen Kennenlernen der
Charaktereigenschaften und Denkweisen wächst diese Verlässlichkeit.
Durch die Jahre wird so erfahrene Verlässlichkeit, Geborgenheit. Sie
gibt mir Sicherheit und kann den Boden meines Glaubens verstärken:
«Ich glaube, dass Du Gott mich trägst und der Grund meines Lebens bist
und bleibst.»
Was bleibt am Karfreitag des Lebens davon übrig? Ein paar vertraute
Menschen, ein letzter Kaffee? Bei Jesus standen ein paar Frauen, Maria
von Magdala und die eigene Mutter, der Lieblingsjünger wird erwähnt.
Es sind nur wenige. Jesus schreit: Mein Gott, warum hast du mich
verlassen?
Die Auferstehung ist noch weit weg. Auch wenn ich es nie verstehe und
nur noch Schmerz ist, bleibt die Verlässlichkeit im Glauben: «Ich falle in
die Geborgenheit Gottes.»
Thomas Glur-Schüpfer