
Ankerpunkte
Die Ankerpunkte bieten eine besondere Art des Gottesdienstes. Statt einer Predigt durch Seelsorgende, sprechen Menschen aus dem Volk – über ihre Werte, Erfahrungen, Inspirationen und Ängste. Vor allem teilen sie ihre Ankerpunkte, also das, was ihnen in schwierigen Zeiten Halt gibt. Sie öffnen sich persönlich vor der Gemeinde, begegnen uns auf Augenhöhe und fördern so Verständnis und Respekt. Ob Unternehmer oder Politiker, Randständige oder bekannte Persönlichkeiten, Arzt oder Physiker, Jugendliche oder Eltern, Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund – alle sind eingeladen, ihre Geschichte zu teilen.
Im Alter von zehn Jahren verlor Simon seine Mutter an einer schweren Krankheit und ein Jahr später seinen Vater bei einem tragischen Unfall. Viele Kinder würden daran zerbrechen, doch Simon entwickelte sich zu einem bemerkenswerten jungen Mann. Dazu beigetragen hat sicher das grosse Engagement der Familie, die Simon und seinen jüngeren Bruder im Elternhaus betreut haben. Zudem hatte Simon eine Gruppe von sehr engen Freunden um sich, die ihn getragen haben – bis heute.
Anstatt sich von der Trauer überwältigen zu lassen, hat er seine Energie in die Ausbildung gesteckt. Die Schule bereitete ihm nicht grosse Schwierigkeiten und nach einem erfolgreichen Lehrabschluss absolvierte er noch ein zusätzliches Studium. Er beschreibt sich als optimistisch, loyal und gerecht.
Heute ist Simon 25 Jahre alt, hat einen Bachelorabschluss als Wirtschaftsingenieur, ist engagiert und reist gerne in fremde Länder. Im Moment absolviert er gerade seinen Zivildienst und macht Zukunftspläne. Im Ankerpunkt spricht er darüber, wie er die Verluste erlebt hat, was seine Bewältigungsstrategie war, inwiefern seine jetzige Haltung dadurch beeinflusst wurden – und was seine Wünsche für die Zukunft sind.
Im Ankerpunkt-Gottesdienst erzählt Birgitta Aicher von ihrer Begeisterung für den christlichen Glauben, sinnvollen Umsetzungsmöglichkeiten mit Kindern und dem Projekt «Vater unser» der römisch-katholischen Fachstellen im Kanton Solothurn.
Birgitta Aicher ist seit 2016 Stellenleiterin der römisch-katholischen Fachstelle Religionspädagogik Kanton Solothurn. Sie setzt sich kompetent und vielfältig für eine qualitativ gute und altersgerechte religiöse Bildung der Kinder ein.
Stephan Oberli erzählt über die Werte, welche ihn geprägt haben und in seiner Arbeit leiten sowie über Aspekte der Ethik und Menschlichkeit, welche sein Tun beeinflussen.
Er ist seit 2015 Gesamtleiter der Stiftung Discherheim in Solothurn.
Gina Rizzoli kam im Jahr 2004 zur Welt und repräsentiert damit die Generation Z, von der immer wieder gesprochen wird, wenn es um die Lebens- und Arbeitshaltung geht. Sie studiert Medizin in Bern, engagiert sich beim Jungen Freisinn und ist Minihandball Trainerin. Wir freuen uns auf ein Gespräch mit ihr um zu hören, was für sie als junge Frau in der heutigen Zeit wichtig ist, wie sie ihre Zukunft gestalten will, welche Ängste sie bedrücken – und wo ihre Ankerpunkte sind.
Franziska von Grünigen liebt Geschichten, die das Leben schreibt. Und sie hat sie sich zum Beruf gemacht. Als Audiobiografin begibt sich die 46-jährige Radiojournalistin mit ihrem Angebot «Mein Nachklang» mit Menschen auf Streifzüge durch deren Erinnerungen und hält mit dem Mikrofon fest, was auch nach dem Tod noch bleiben soll. Gerade wenn sie für den «Verein Hörschatz» mit unheilbar erkrankten jungen Eltern bleibende Erinnerungen für deren minderjährige Kinder aufnimmt, bewegt sie sich bei ihrer Arbeit im Spannungsfeld zwischen Geburt und Tod, das sich Leben nennt. Dass man dem Thema Tod auch zu gesunden Zeiten ohne Scheu, dafür mit Neugier und Gestaltungswillen begegnen kann, zeigt von Grünigen mit ihrem preisgekrönten Podcast MY LAST GOODBYE, in dem sie Menschen dazu einlädt, sich anhand von 12 Fragen Gedanken über die eigene Beerdigung zu machen. Über 120 Personen haben bisher Einblick gegeben – gesunde und kranke, alte und junge, wortkarge und ausufernde. Von Schauspieler Stefan Gubser über Sänger Büne Huber bis zu Bestsellerautorin Blanca Imboden. Aber auch weniger bekannte Personen haben sich den 12 Fragen gestellt: Da ist der 8-jährige Lenny, der als Geist wiedergeboren werden will oder der 90-jährige Heinz, der sich auf das Paradies freut, das nach dem Tod auf ihn wartet. Wie verändert die Auseinandersetzung mit dem Tod die Sicht aufs Leben? Und was zählt bei den Menschen, denen Franziska von Grünigen kurz vor deren Tod noch mit dem Mikrofon begegnet?
Manchmal kommt es anders, als man denkt. Das haben auch die Eltern von Joel erfahren, der vor elf Jahren mit Trisomie 21 geboren wurde. Nach einer durchzogenen Schwangerschaft, begleitet von zahlreichen Mutmassungen und einem Gefühlskarussell, hat der Junge am 21. März 2013 das Licht der Welt erblickt. Das war ein Monat vor dem errechneten Geburtstermin – und genau am Welt-DownSyndrom-Tag. Was das für das Familienleben bedeuten würde, konnten sich die Eltern damals nicht vorstellen. Auch nicht, wie es die zweieinhalbjährige Schwester beeinflussen würde. Heute wissen sie es besser. Die Verschiedenartigkeit von Trisomie 21 ist so vielfältig, wie die Kinder selbst es sind. Ankerpunkte gab und gibt es für die Eltern von Joel bis heute einige: Der erste und wichtigste war Joel selbst, das Kind, das man vom ersten Augenblick an liebt und das einem über den Abschied hinweghilft, sich von dem zu lösen, was man sich ausgemalt hat. Vera Trachsel erzählt im Ankerpunkt von ihren Erfahrungen als Mutter.
Über den Tod spricht man eigentlich nicht – ausser man wird durch das Leben und seine Herausforderungen dazu gedrängt. Der Tod ist ein magischer Moment, unwirklich mächtig, zutiefst erschütternd. Der Philosoph und Theologe Reto Stampfli spricht im Ankerpunkt-Gottesdienst bewusst über den Umgang mit dem Unfassbaren. Auch Mitten im Leben sollte der Tod und seine bedrohlichen Vorboten ein Thema sein. Obwohl wir vieles tun, um den Tod zu verleugnen, können wir ihn nicht vergessen und wir können ihm auch nicht aus dem Weg gehen. Wenn wir an ihn denken, bedroht er unser Glück, weil er alles zunichte macht, worauf wir in unserem Leben Wert legen. Wie können wir dem Tod seinen Schrecken nehmen? Diese Frage hat in der Philosophie und Theologie viel Widerhall gefunden. Unser Leben spannt sich auf zwischen Geburt und Tod und läuft vom ersten Tag an stetig auf das Ende zu, oder mit den Worten des französischen Philosophen Michel de Montaigne gesprochen: „Alle Tage sind zum Tode unterwegs, der letzte – er langt an.“ Die Bekanntschaft mit dem Tod kann ihm nicht seinen Stachel nehmen, aber wir können ihm lebensmutig entgegentreten. Die christlichen Antworten auf den Tod sind geprägt durch Liebe und Hoffnung, denn der Tod kann uns von dem Menschen trennen, der zu uns gehörte, aber er kann uns nicht das nehmen, was uns mit ihm verbindet.
Dass alles im „grünen Bereich“ bleibt, dass das Leben gesund und glücklich verläuft, gehört zu den am häufigsten ausgesprochenen Wünschen. Aber dürfen Politikerinnen und Politiker Schwäche zeigen? Nein, sie dürfen nicht – sie müssen, denn sie sind Menschen. Der Erfolg unseres Landes beruht auf seinen Menschen.
Als schulische Heilpädagogin und Ständerätin des Kantons Solothurn hat Franziska Roth das grosse Glück, die für sie zwei schönsten Berufe der Welt ausüben zu dürfen. Sie arbeitet mit und für Menschen. Kürzlich wurde sie als „K und K“-Politikerin bezeichnet. Nicht im Sinne von „königlich und kaiserlich“, sondern „Kind und Krieg“. Als Sozial- und Sicherheitspolitikerin balanciert sie manchmal mehrmals täglich zwischen Fragen wie: Wie viele Kitaplätze für Kinder mit Behinderungen brauchen wir? Und: Wie viele Schützenpanzer fehlen im Falle eines Krieges?
Bei der Beantwortung solcher Fragen und beim politischen Positionieren helfen ihr die Erfahrungen, die sie als Mensch Franziska gemacht hat, zusammen mit ihrem Wissen, ihrem Glauben und ihrem Humor – der Quellen ihrer persönlichen Stärke.
Tabea Glauser ist im Kanton Bern in der damals noch kleinen Gemeinde Kirchdorf aufgewachsen. Als Tochter eines Pfarrers und Ururenkelin eines Missionars in Namibia ist sie in den christlichen Glauben hineingewachsen, hat sich stark in der Jugendarbeit der Kirchgemeinde engagiert, hat es in der örtlichen Cevi-Jungschar bis zur Abteilungsleitung gebracht und viele Lager erlebt und organisiert. Dabei konnte sie viele ihrer Interessen ausleben: Natur, Wasser, Kreativität, Musik, Lieder, gute Gemeinschaft mit spannenden Diskussionen, bei denen man versucht den Dingen auf den Grund zu gehen und sich nicht scheut zu hinterfragen.
Dass Tabea Glauser heute mit 36 Jahren selbst reformierte Pfarrerin in der Kirchgemeinde Lüsslingen ist, scheint naheliegend, doch so selbstverständlich war es für sie nicht. Braucht es für dazu eine Berufung? Wenn ja, wie sieht eine solche Berufung aus? Wie funktioniert Glaube? Und was bedeutet es heute Kirche zu sein? Im Ankerpunkt am 17. November teilt Tabea Glauser dazu ihre Gedanken und erzählt von ihrem Weg, mit den damit verbundenen Herausforderungen und Entscheidungen und davon, wo ihre Ankerpunkte sind. Dabei geht es weniger um Kirchenmauern als um Zuwendung, Ermächtigung und gemeinsames Unterwegssein: bei der Feuerwehr, am Dorffest, am Lagerfeuer, auch mal in einem fernen Land… - offen und „gwundrig“ auf der Suche nach Gottes Spuren.
Martin Brennikmeijer erzählt, wie in seinem Leben und Wirken als Mensch und Unternehmer Spirit und Verantwortung gewachsen sind.
Jean-Marc Probst schätzt die christlichen Werte. Seine grosse Leidenschaft ist der Kleine Prinz von St-Exupéry. Dieser Text vermittelt für ihn auch einige christliche Werte wie Großzügigkeit, Verantwortung, Pflichtbewusstsein und Respekt. Getragen vom christlichen Glauben wird er uns mitnehmen zu seinen Ankerpunkt-Erlebnissen, die ihn nun nach Solothurn geführt haben.
Gertrud Rüdlinger erzählt von ihrer Mitarbeit im Projekt developement+.
Development+ will die Lebensqualität von sozial benachteiligten Kindern und Frauen in Jaipur in Indien nachhaltig verbessern. Der Verein Development+ Entwicklung für alle! wurde 2009 gegründet. Alle Vereinsmitglieder engagieren sich ehrenamtlich für die Vereinsprojekte.
In den Bergen zuhause!
Anita Panzer erzählt, wie in ihrem Leben als Unternehmerin, Politikerin und Bergsteigerin Spiritualität und Verantwortung gewachsen sind.
Die Juristin Bettina Brand-Bergh erzählt wie sie Familie, Christentum, Beruf und Musik verantwortungsbewusst lebt und gestaltet. Ursprünglich aus dem Kanton Zug, wohnt sie seit gut 10 Jahren mit ihrer Familie im Kanton Solothurn und spielt seit ebenso langer Zeit im Stadtorchester Violine. 2019 wurde sie einstimmig zur neuen Präsidentin des Stadtorchesters gewählt.
Dieter Bedenig stammt ursprünglich aus Wien. Er lebt jedoch seit 47 Jahren in Solothurn. Obschon er ein eingefleischter Naturwissenschaftler ist, der die Gesetze und Regelmässigkeiten der Natur kennt, sind Religion und Glaube für ihn wichtige Teile seines Lebens. So war er Präsident der Einsiedelei-Gesellschaft und unter ihm wurde der alte Kreuzweg wieder hergestellt. Auch gab er den Anstoss zum Oratorium „Solothurner Kreuzweg“ mit Texten von Silja Walter und Musik von Carl Rüti. Als Präsident der Solothurner Steinfreunde beteiligte er sich massgeblich beim Solothurner Steinmuseum. Zudem ist Dieter Bedenig Rotarier und schätzt die Freundschaften unter den Rotariern.
Simon Michel ist CEO der Medizinaltechnikfirma Ypsomed und sitzt im Solothurner Kantonsrat (2022). Sein Thema sind "Werte" und wie sie für ihn wichtige Ankerpunkte in verschiedenen Lebenssituationen sind. Simon ist in Burgdorf in einer sehr schweizerischen Familie aufgewachsen und erzählt, wie sich sein Leben durch die Heirat in eine Multikultifamilie verändert hat.
Monika Vollmer spricht über die drei wichtigsten Werte, die sie in ihrem Leben seit jeher begleiten: Die Liebe, der Glaube und die Hoffnung. Man könnte sie auch Respekt, Vertrauen und Zuversicht nennen. Mit persönlichen Beispielen verdeutlicht sie, weshalb so darauf vertraut und wo sie wichtige Ankerpunkte für sie waren.
Nächste Ankerpunkte
23. Februar 2025 - mit Debora Sommer, Schmerzpatientin, Theologin
30. März 2025 - mit Romano Mombelli, Extremschwimmer, Historiker
18. Mai 2025 - mit Martin Arregger, Banker