Nächste Gottesdienste
Unser Kirchenblatt
Im Kirchenblatt der römisch-katholischen Pfarreien im Kanton Solothurn können Sie aktuelle Informationen zu Gottesdiensten und Veranstaltungen, Impulse und Gedanken nachlesen.
Leitartikel vom 7. April bis 20. April
«Ich war als Fremder bei euch und ihr habt mich aufgenommen…»
(Mt. 25,35–40)
Nun bin ich seit mehr als drei Jahren in Solothurn als Vikar tätig. Zeit, um Rückschau zu halten. Ich landete Ende Oktober 2021 mit dem Flugzeug in der Schweiz. In meinem Heimatland Indonesien bin ich Hitze gewohnt. Hier war mir erstmal sehr kalt und ich musste mich daran gewöhnen, mich warm anzuziehen. Wir lebten aufgrund der Pandemiemassnahmen in einer schwierigen Zeit. Unsicherheit und Angst prägten den Alltag. Meinen auch – nebst der Pandemie war ich auch unsicher, weil sich das Leben für mich sehr verändert hatte. Die Kultur, Verantwortlichkeiten, Menschen – alles war für mich neu und machte mir Sorgen.
In der Wohngemeinschaft mit Kaplan Mair hatte ich regelmässige Gespräche, bekam Unterstützung bei Hausaufgaben aus dem Deutschkurs und lernte, Texte zu formulieren. Gottesdienste feiern war herausfordernd, da ich die deutsche Sprache noch nicht gut genug verstehen und sprechen konnte. Persönliche Begegnungen mit Menschen waren in der ersten Zeit selten. Ich lernte täglich mehrere Stunden Deutsch, um mich möglichst schnell mit anderen verbinden zu können.
Pfarrer Ruckstuhl und Kaplan Mair haben sich von Beginn an sehr darum bemüht, mich bei der Beheimatung zu unterstützen. An ihnen konnte ich mich orientieren. Für diesen Halt werde ich ihnen immer dankbar sein. Unter anderem hat mich Pfarrer Ruckstuhl auch in den Treffpunkt Konversation Deutsch begleitet.
Dies ist ein Angebot der IBZ Scalabrini, immer freitags von 17–19 Uhr. Während dieser Zeit treffen sich Menschen aus aller Welt. Weder Herkunft noch Status, weder kulturelle Prägung noch Religionszugehörigkeit werden gewertet. Dank deutschsprachigen Studierenden, jungen Leuten, Pensionierten, Lehrpersonen und weiteren Interessierten, ist der Zugang zur deutschen Sprache gegeben. Je nach Unterstützungsbedarf werden Motivationsschreiben formuliert, politische Themen diskutiert, Hausaufgaben erledigt, Spiele gespielt und allgemeine Deutschübungen gemacht. So sind viele Freundschaften entstanden. Ich freue mich jeweils sehr, wenn ich Freunde in der Stadt treffe. Im Sommer feiern wir das Treffpunkt Sommerfest. Bei Spielen, traditionellen Tänzen, Gesängen und Speisen aus aller Welt geniessen wir Stunden voller Freude und Gleichwertigkeit unter allen Menschen.
Einige der anderssprachigen jungen Freundinnen und Freunde nahmen mit der Zeit auch an Aktivitäten in unserem Pastoralraum teil. Sie helfen ehrenamtlich mit, z.B. beim Mittagstisch in St. Marien, beim Firmweekend, bei der Ein-Millionen-Kerzen-Aktion im Advent und beim 250-Jahre Jubiläum der Kathedrale. Der Treffpunkt «Konversation Deutsch» ist für mich zu einem festen Bestandteil in der Woche geworden. Ich fühle mich zu Hause in der Umgebung, wo ich die Botschaft Jesu umsetzen und leben kann.
So werden die Worte des Evangelisten Matthäus (25, 35–40) Wirklichkeit: «Ich war als Fremder bei euch, und ihr habt mich aufgenommen. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.»
Roy Jelahu, Vikar